Hepatitis B verstehen: Verlauf, Lebenserwartung und Behandlungsmöglichkeiten

Hepatitis B verstehen: Verlauf, Lebenserwartung und Behandlungsmöglichkeiten

Hepatitis B ist eine weitverbreitete Virusinfektion, die insbesondere die Leber betrifft. In vielen Fällen verläuft sie zunächst unbemerkt. Eine chronische Hepatitis B kann jedoch langfristig die Leberfunktion beeinträchtigen und das Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie Zirrhose oder Leberkrebs erhöhen. In diesem Beitrag erfährst Du alles, was Du über die Erkrankung, ihre Diagnostik, den Verlauf und moderne Behandlungsmöglichkeiten wissen solltest.

Was ist Hepatitis B?

Hepatitis B ist eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV), das zur Gruppe der Hepadnaviren gehört. Es handelt sich um eine sogenannte Virushepatitis, also eine Leberentzündung, die durch ein Virus ausgelöst wird. Weltweit sind laut WHO etwa 296 Millionen Menschen chronisch mit dem Virus infiziert (Stand: 2021).

Das Virus befällt die Leberzellen und kann dort eine akute oder chronische Entzündung auslösen. Viele Infizierte merken nichts von der Erkrankung, da die akute Form oft asymptomatisch verläuft. In manchen Fällen heilt sie spontan aus, in anderen geht sie in eine chronische Form über.

Virushepatitis B im Überblick:

  • Übertragung hauptsächlich durch Blut oder Körperflüssigkeiten

  • Weltweit verbreitet, in Deutschland eher selten

  • Besonders gefährlich: chronische Hepatitis B

  • Heilung meist nicht möglich, aber behandelbar

Übertragungswege & Risikofaktoren

Das Hepatitis-B-Virus ist hochinfektiös. Bereits kleinste Blutmengen können zur Ansteckung führen. Auch andere Körperflüssigkeiten wie Sperma, Vaginalsekret oder Wundsekrete können das Virus enthalten.

Mögliche Übertragungswege:

  • Blutkontakt (z. B. durch Nadelstichverletzungen, gemeinsam benutzte Spritzen)

  • Ungeschützter Geschlechtsverkehr

  • Medizinische Eingriffe in Regionen mit unzureichender Hygiene

  • Übertragung von Mutter auf Kind während der Geburt

  • Piercings, Tattoos oder Maniküre mit unsterilen Instrumenten

In vielen Fällen ist die Infektion vermeidbar. Die wichtigste Schutzmaßnahme ist die Impfung gegen Hepatitis B.

Akute und chronische Hepatitis B

Akute Hepatitis B

Die akute Form tritt kurz nach der Ansteckung auf. Die Inkubationszeit beträgt etwa 6 Wochen bis 6 Monate. Bei etwa 70 % der Erwachsenen verläuft sie asymptomatisch oder mit nur milden Beschwerden.

Mögliche Symptome:

  • Müdigkeit

  • Appetitlosigkeit

  • Übelkeit, Erbrechen

  • Fieber

  • Gelenkschmerzen

  • Oberbauchschmerzen

  • Dunkler Urin, heller Stuhl

  • Gelbfärbung der Haut und Augen (Ikterus)

In 90 bis 95 % der Fälle heilt die akute Hepatitis B bei Erwachsenen ohne bleibende Schäden aus. Nur 5 bis 10 % entwickeln eine chronische Infektion.

Chronische Hepatitis B

Von einer chronischen Hepatitis B spricht man, wenn das Virus länger als sechs Monate im Blut nachweisbar ist. Die chronische Form betrifft weltweit viele Millionen Menschen und ist in vielen Fällen mit erhöhtem Risiko für Leberschäden verbunden.

Folgen einer chronischen Infektion:

  • Chronische Leberentzündung

  • Leberfibrose bis hin zur Leberzirrhose

  • Erhöhtes Risiko für hepatozelluläres Karzinom (Leberkrebs)

Wichtig: Die chronische Hepatitis B verläuft häufig ohne Symptome, vor allem in den ersten Jahren. Umso wichtiger ist eine regelmäßige Kontrolle.

Lebenserwartung mit Hepatitis B

Die Lebenserwartung bei Hepatitis B hängt stark vom Verlauf und von der medizinischen Betreuung ab. Bei frühzeitiger Diagnose und guter Kontrolle ist eine normale Lebenserwartung möglich.

Faktoren, die die Prognose beeinflussen:

  • Vorliegen einer chronischen Entzündung

  • Ausmaß der Leberfibrose oder -zirrhose

  • Alkoholkonsum, andere Leberschädigungen

  • Reaktion auf antivirale Therapie

Ohne Behandlung:

  • Deutlich erhöhtes Risiko für Leberzirrhose (10–20 % innerhalb von 20–30 Jahren)

  • Risiko für Leberkrebs steigt deutlich an

Mit Behandlung & Kontrolle:

  • Inaktive Trägerschaft: nahezu normale Lebenserwartung

  • Unter antiviraler Therapie: deutlich geringeres Komplikationsrisiko

Diagnose: Wie wird Hepatitis B festgestellt?

Ein einfacher Antikörperbluttest reicht aus, um eine Infektion zu erkennen.

Wichtige Marker im Blut:

  • HBsAg (Hepatitis-B-Oberflächenantigen): zeigt eine aktive Infektion

  • Anti-HBs: Antikörper als Hinweis auf Immunität (z. B. durch Impfung)

  • Anti-HBc: Antikörper gegen das Core-Antigen, Hinweis auf einen Kontakt mit Infektion

Zusätzlich werden Leberwerte (ALT, AST, GGT) bestimmt, um das Ausmaß der Entzündung abzuschätzen.

Ein Titer Hepatitis B ist besonders sinnvoll, um den Impfschutz zu kontrollieren. Bei niedrigem Anti-HBs-Titer kann eine Auffrischimpfung empfohlen werden.

Behandlung von Hepatitis B

Akute Hepatitis B:

In der Regel ist keine spezifische Behandlung erforderlich. Die Therapie ist symptomatisch und umfasst Schonung, gesunde Ernährung und Kontrolle der Leberwerte. Eine antivirale Therapie wird nur bei schweren Verläufen oder Leberversagen erwogen.

Chronische Hepatitis B:

Nicht alle chronisch Infizierten müssen sofort behandelt werden. Die Therapie richtet sich nach dem Verlauf und dem Schädigungsgrad der Leber.

Ziele der Therapie:

  • Verhinderung von Leberzirrhose

  • Reduktion des Risikos für Leberkrebs

  • Senkung der Viruslast

Therapieoptionen:

  • Spezielle Medikamente gegen Hepatitis-B-Virus 

  • Langzeittherapie oft erforderlich

  • Regelmäßige Überwachung der Viruslast und Leberfunktion

Wichtig: Eine komplette Heilung (Viruselimination) ist derzeit nur selten möglich. Ziel ist eine dauerhafte Kontrolle.

Reiseimpfung Hepatitis B

Die Impfung gegen Hepatitis B wird als Reiseimpfung für viele Länder empfohlen, insbesondere bei:

  • Langzeitaufenthalten

  • Reisen mit engem Kontakt zur Bevölkerung

  • medizinischer Tätigkeit vor Ort

  • Fernreisen in Regionen mit hoher HBV-Prävalenz (z. B. Afrika, Asien)

Die Impfung ist gut verträglich und bietet langjährigen Schutz. Sie wird auch in der Kombinationsimpfung mit Hepatitis A angeboten.

Fazit

Hepatitis B ist eine ernstzunehmende Virusinfektion, die unbehandelt schwerwiegende Folgen für die Leber haben kann. Gleichzeitig bietet die moderne Medizin gute Möglichkeiten zur Diagnose, Kontrolle und Therapie.

Ein gezielter Test und eine ärztliche Einschätzung helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen – insbesondere bei chronischem Verlauf oder unklarem Impfstatus.

Empfehlung:

  • Bei Risikofaktoren: Labortest auf HBsAg, Anti-HBs, Anti-HBc und Leberwerte

  • Bei unklarem Impfschutz: Anti-HBs-Titer bestimmen

  • Bei Fernreisen: Reiseimpfung gegen Hepatitis B rechtzeitig planen

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Geschrieben von: Bahtier Kurbanov