Die Folgen von SIBO: Was passiert in Deinem Körper?
SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) kann den Körper auf verschiedene Weise negativ beeinflussen. Zu den Mechanismen, die bei SIBO eine Rolle spielen, gehören:
Bakterielle Kohlenhydratfermentation
Bei SIBO fermentieren die überschüssigen Bakterien Kohlenhydrate, die normalerweise im Dünndarm abgebaut und aufgenommen werden sollten. Durch diese Fermentation entstehen Gase wie Wasserstoff und Methan sowie überschüssiges Wasser. Diese Gase verursachen Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen und Völlegefühl. Besonders Methan hat eine zusätzliche Wirkung: Es kann die Darmbewegung verlangsamen und so Verstopfung fördern. Dies erklärt, warum viele SIBO-Patienten über eine Mischung aus Blähungen und wechselnden Stuhlgewohnheiten klagen.
Bakterielle Dekonjugation von Gallensäuren
Die Gallensäuren, die für die Verdauung von Fetten und die Aufnahme fettlöslicher Vitamine (A, D, E und K) unerlässlich sind, werden durch die übermäßigen Bakterien im Dünndarm zerstört. Dies beeinträchtigt nicht nur die Fettverdauung, sondern kann auch zu einem Mangel an fettlöslichen Vitaminen führen. Betroffene könnten Symptome wie trockene Haut, Müdigkeit oder eine geschwächte Immunabwehr bemerken. Bei fortgeschrittenen Fällen tritt oft Fettstuhl (Steatorrhoe) auf, ein Zeichen für eine gestörte Fettaufnahme.
Konkurrenz um Nährstoffe
Die übermäßig wachsenden Bakterien in der Dünndarmschleimhaut verbrauchen Makro- und Mikronährstoffe wie Kohlenhydrate, Fette und Vitamine, bevor diese vom Körper aufgenommen werden können. Dies führt zu einer Nährstoffkonkurrenz zwischen dem Wirt und den Bakterien. Der Körper erhält dadurch weniger Energie und Nährstoffe, was sich in Müdigkeit, Gewichtsverlust oder Nährstoffmängeln (z. B. Eisen- oder Vitamin-B12-Mangel) äußern kann.
Rodriguez, D. A., et al. (2019)
Schädigung der Dünndarmschleimhaut
Die Zotten des Dünndarms, die für die Nährstoffaufnahme verantwortlich sind, können durch die bakterielle Überwucherung abgeflacht werden. Dieser Zustand, auch villöse Atrophie genannt, verschlechtert die Aufnahme von Kohlenhydraten und anderen Nährstoffen erheblich. Dies führt zu Symptomen wie Blähungen, Durchfall oder Mangelerscheinungen.
Verminderte Produktion von kurzkettigen Fettsäuren
Kurzkettige Fettsäuren (Short Chain Fatty Acids, SCFAs) sind wichtige Stoffwechselprodukte, die durch den Abbau von Ballaststoffen durch Darmbakterien entstehen. Sie sind entscheidend für die Darmgesundheit, da sie die Darmschleimhaut ernähren und entzündungshemmende Eigenschaften haben. Bei SIBO ist die Produktion dieser Fettsäuren oft reduziert, was die Darmbarriere schwächen und zu einer gestörten Immunfunktion führen kann.
Darm- und systemische Entzündungen
Die bakterielle Überwucherung kann zu einer lokalen Entzündung in der Darmschleimhaut führen, die sich im weiteren Verlauf auf den gesamten Körper ausbreiten kann. Diese systemische Entzündung kann chronische Beschwerden wie Müdigkeit, Gelenkschmerzen oder Hautprobleme verstärken. Zudem kann die Entzündung die Funktion der Darmschleimhaut weiter beeinträchtigen, was die Symptome von SIBO verschärft.
Erhöhte Darmdurchlässigkeit (Leaky Gut)
SIBO könnte dazu beitragen, die Darmbarriere zu schwächen und die Darmdurchlässigkeit zu erhöhen. Dieser Zustand, bekannt als "Leaky Gut", ermöglicht es Schadstoffen, Bakterien oder unverdauten Nahrungsbestandteilen, in den Blutkreislauf zu gelangen. Obwohl die wissenschaftlichen Erkenntnisse hierzu teilweise widersprüchlich sind, wird dieser Mechanismus mit Symptomen wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und chronischen Entzündungen in Verbindung gebracht.
Warum SIBO ernst genommen werden sollte
Die genannten Mechanismen zeigen, wie SIBO eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen kann. Typische SIBO-Symptome sind:
- Chronische Blähungen und Bauchschmerzen
- Durchfall oder Verstopfung
- Müdigkeit und Nährstoffmangel (z. B. Eisenmangel)
- Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Lebensmitteln
Die SIBO-Diagnostik ist entscheidend, um diese Beschwerden effektiv zu behandeln.
Wie wird SIBO diagnostiziert?
Ein SIBO-Test, insbesondere ein Atemtest, ist die häufigste Methode zur Diagnose. Dabei wird nach der Einnahme einer Zuckerlösung die Konzentration von Wasserstoff und Methan in der Atemluft gemessen. Diese Gase entstehen bei der bakteriellen Fermentation im Dünndarm.
Ein positiver Atemtest zeigt, ob eine bakterielle Überwucherung vorliegt und ob Wasserstoff oder Methan dominiert – wichtige Hinweise für eine gezielte SIBO-Behandlung.
Fazit
SIBO ist eine komplexe Erkrankung, die den gesamten Körper beeinflussen kann. Mit einer genauen Diagnose wie dem Atemtest können die Ursachen Deiner Beschwerden identifiziert und gezielt behandelt werden. Dies ist der erste Schritt zu einer verbesserten Darmgesundheit und mehr Lebensqualität.
Literaturhinweise
- Rodriguez, D. A., Ryan, P. M., Toro Monjaraz, E. M., Ramirez Mayans, J. A., & Quigley, E. M. (2019). Small Intestinal Bacterial Overgrowth in Children: A State-of-the-Art Review. Frontiers in Pediatrics, 7, 363.